Schimmer

 

Ich hab losgelassen und dann soll das ins Falsche gehen. Raus zu gehen ist für viele, sich dann zur Rechenschaft zu ziehen. Ich sehe in ihre Augen und sehe zwei schimmernde Diamanten, die so hell an der Oberfläche strahlen. Ich will, dass sie untergehen. Meine Freundin ist schon da, hängt tief und ich auch, meine Augen gehen mit der kalten Blässe des Tages, und sie fordert mich trotzdem zur Rechenschaft. Wir haben kurz miteinander Blicke getauscht und meine Antwort geht unter wie ein ständig gleitender See. Wir standen unter dem selben Baum, unter dem selben Himmel, dann auch noch auf dem selben Boden. Sie blickt mir in die Augen und sagt, sie hat es bis hierher geschafft und will Rechenschaft dafür, dass wir auf dem selben Boden sind. Ich hatte es schon bereut, als wir gemeinsam das Dach hinter uns ließen, das unsere Sorgen bei Nacht mit seinen Händen von uns fernhielt. Ich dachte, es sei Glück, dass wir auf dem selben Boden standen. Dafür bekam ich eine Rechnung, als sie sich gleichsam wieder hinter den vier Wänden versteckte. Mein Mitgefühl grenzt immer noch am meisten bei mir – ihre Kapuze hat sie bis in ihr Gesicht gezogen und schaut mit berechenbarem Blick in die Weite des Geländes. Sie ist einer der Personen, bei der ich nicht mehr weiß, ob ich wegen ihr nicht noch mehr in einem Trauerspiel gelandet bin. Meine Freundin stand nicht auf dem selben Boden wie sie und hat keine Rechnung bezahlt, weil sie sich dazu entschieden hat. Sie ging nicht mit dem Behagen, das sie zur freien Luft trug.